95 Jahre OMELI

Vor 95 Jahren wurde es für einen stolzen Preis angeschafft, nach einer umfangreichen Restauration ist es heute wieder funktionsfähig: das Laufner «OMELI», die älteste noch fahrbare Automobilspritze der Schweiz.

Wie alles begann 95 Jahre ist es her, als weitsichtige Männer der Gemeinde Laufen den Entschluss fassten, eine Automobilspritze anzuschaffen. Vorher wurden die Brände mit einer lauf- spritze bekämpft. Der Grossbrand der Jurassischen Mühlewerke AG in Laufen im Jahre 1921 zeigte, dass nach besseren Brandbekämpfungsmitteln gesucht werden musste. Zuerst wurde nur eine Anhänger-Motorspritze ins Auge gefasst. Die umliegenden Gemeinden drängten jedoch darauf, die kostspieligere, aber für ihre Bedürfnisse besser geeignete Automobilspritze anzuschaffen.
Im alten Gemeindeversammlungsprotokoll vom 25. Juni 1925 ist festgehalten, wie der damalige Präsident der Feuerwehrkommission die Vorteile dieser Automobilspritze betonte. Neben der besseren Löschleistung erwähnte er auch, dass ein Mann die Spritze allein bedienen könnte. Mit der Laufspritze waren 25 Mann notwendig, das war bei einem damaligen Feuerwehrbestand von rund 150 Mann ein Sechstel der Mannschaft. Nach eingehender Diskussion wurde also die Anschaffung zu einem stolzen Preis von Fr. 32'000.-- beschlossen. Nach Abzug der Subventionen blieben der Gemeinde Laufen Restkosten von knapp Fr. 6'000.--, das Budget für das Feuerwehrwesen betrug in dieser Zeit übrigens Fr. 1'000.—pro Jahr.

Aktivzeit
Dank diesem mutigen Gemeinde-versammlungsbeschluss – immerhin steckte die Automobil-industrie damals auch noch in den Anfängen – durfte also im Februar 1926 das OMELI in Laufen einfahren. Erbaut wurde das Fahrzeug von der Firma Saurer, Arbon, und der Pumpenfabrik Schenk in Worblaufen. Vierzig Jahre lang stand das Gefährt in den Diensten der Feuerwehr von Laufen. Aber auch die umliegenden Gemeinden konnten sich auf diese Automobilspritze verlassen. Einer der ersten Einsätze fand in Nunningen statt, als dort in einer kalten Winternacht ein Grossbrand mitten im Dorf wütete und die Feuerwehren von Nunningen, Bretzwil, Zullwil, Meltingen, Breitenbach und Laufen das Feuer bekämpften. Auch beim Brand von Stall und Scheune vom Rössliwirt in Röschenz im November 1946 war die Automobilspritze rasch zur Stelle. Wegen Wassermangels im Dorf musste die Automobilspritze an die Lützel fahren. Dort pumpte man das Wasser zur Brandstelle. Dabei musste eine Höhendifferenz von 70 Meter überwunden werden. Die Länge der Schlauchleitung betrug damals 400 Meter. Auch dieser Einsatz wurde erfolgreich gemeistert. Während des Krieges war das OMELI unter schwierigen Bedingungen im Einsatz. In den Zeiten der Benzinrationierung wurde für den Ernstfall eine Benzinreserve angelegt. Fahren konnte man aber auch mit Spiritus oder gar Benzol.
Dornröschenschlaf
Im Jahr 1966 schaffte die Feuerwehr Laufen ein modernes Tanklöschfahrzeug an, und das OMELI wurde nach 40 Jahren Einsatz in Pension geschickt. Sechs Jahre lang stand es – abgeschoben und unter einer grossen Blache versteckt – in der hintersten Ecke des Feuerwehrmagazins. Langsam setzte es Staub an, die Pneus wurden brüchig und die Farbe blätterte da und dort ab. Vergessen war es jedoch nicht. Nach sechs Jahren fragte der damalige Feuerwehrkommandant Paul Segginger den ehemaligen Fahrzeugchef Guido Stähli an, ob er nicht eine Idee hätte, was man mit dem alten Vehikel anfangen könnte, Dies war der der Wendepunkt. Mit Feuereifer machten sich Guido Stähli zusammen mit Paul Hof daran, das OMELI wieder instand zu stellen.
1975 hatten ein paar Feuerwehrmänner sich gleichzeitig «den Narren gefressen an einer älteren, ehrenwürdigen und verdienten Dame, dem «OMELI», wie die Automobilspritze SAURER (Jahrgang 1926) heute liebevoll genannt wird. 1973 hatte dem Museumsstück das Wasser (Hochwasser) schon bis zum Hals gestanden. Und seinerzeit hatten die Gemeindebehörden die Idee, das alte Fahrzeug auf dem Kinderspielplatz als Tummelobjekt für die Laufner Jugend aufzustellen! Wenn man das OMELI heute ansieht, kann man solche Ideen kaum mehr begreifen! Schon damals begriffen es die Freunde des ehrwürdigen Fahrzeuges nicht, und sie beschlossen zu handeln. Sie stellten die Organisation «Freunde der alten Motorspritze 1926» auf die Beine. 1980 wurde der Feuerwehrverein der Stadt Laufen gegründet und in seinen Statuten steht an erster Stelle «Der Erhalt der alten Automobilspritze OMELI». Der Feuerwehrverein war es auch, der in vielen Stunden Fronarbeit den Oldtimer liebevoll und originalgetreu wieder restauriert hat. Die Suche nach Ersatzteilen war nicht immer einfach und oft auch kostspielig. Allein die Materialkosten beliefen sich auf rund 35'000.— Franken und wurden vom Feuerwehrverein finanziert.

OMELI heute
Seit 41 Jahren sorgt der Feuerwehrverein der Stadt Laufen dafür, dass das OMELI weiterhin fahrbar bleibt. Zu Brandherden wird es zwar heute nicht mehr gerufen, aber es wird gerne für spezielle Anlässe gemietet, sei es für Geburtstagsfeste, Firmenfeiern, Werbeanlässe, Hochzeiten oder andere Feierlichkeiten.

Technische Angaben:
Fahrbare Feuerwehrspritze SAURER

Typ SAURER BOD
Anzahl Zylinder 4
Bohrung 110 mm
Hub 140 mm
Hubraum 5.46 Liter
Drehzahl 1800 p/min
Kolbengeschwindigkeit 8.4 m/s
PS 75
Motorbremse verstellbare Nockenwelle
Getriebe 4-Gang
Cardan-Übersetzung 8:45
Zündung Magnetzündung
Höchstgeschwindigkeit 52 km/Std
Treibstoff Normabenzin
Radstand 3800 mm
Leergewicht 4160 kg
Gesamtgewicht 4720 kg